Der Begriff
"Wor(l)ding"
bezeichnet die Bildung von Mitwelten im Sprachenspiel
Hierzu setzt sich der Bergriff aus der Kombination der englischen Worte "world" (deutsch: Welt) und "word" (deutsch: Wort) zusammen
und stellt ein Versuch der linguistische Gastfreundschaft
(P. Ricoeur),
in multilingualer Setting dar.
Der Begriff und die gleichnamige Lernmethode "Wor(l)ding-Methode" wurden bei praktischer Forschung und Kreation von Sprachenspielen und mehrsprachigen Übungen mit Kinder und mit Erwachsenen im Bildungsbereich , sowie in meinen Tanzworkshops mit Tänzer/innen,
während meiner Studienaufenthalte an der Martha Graham Contemporary Dance School in NYC in den Jahren 2004-2009, entwickelt.
Wissenschaftliche Grundlage für die erlebnisorientierten Methode bildet der performativer Ansatz der Kommunikation nach französischen Philosophen J.F. Lyotard und die sprachwissenschaftliche Analysen nach Ludwig Wittgensteins Sprachspielbegriff (Wittgensteins Kommentare zu den Regeln und dem Regelhaften des Sprachspiels und zu dessen Grenzen), seine Theorie von Welt und Sprache, deren Form und Grenzen. P. Ricouer´s Konzept Liguistischer Gastfreundschaft inspiriert für ein Versuch, das Fremdwort im eigenen Haus zu empfangen"
(...) Es bedeutet auch, sich selbst zu verbannen, den Platz des anderen einzunehmen, um ihn zu verstehen.“ Ricoeur analysierte diese paradoxe Gastfreundschaft, indem er sie über die Arbeit des Übersetzers hinaus ausdehnte und die Frage umdrehte von Fremdsprachen zu einer Frage nach der Identität.“ (P. Ricoeur 2004, On Translation)
Im praktischen Teil wurden Bezüge zu Ton, Klangfarbe, Gestik und Haltung hergestellt. In Anlehnung an die Arbeit von Merleau-Ponty (1962) verkörpern wir beim Sprechen auch Bedeutung durch die Art und Weise, wie wir die Sprache ausführen, was die Stimme erzeugt und die Wahrnehmung gesprochener Wörter ermöglicht, wobei wir die Gesten des Stimmtrakts identifizieren, mit denen sie ausgesprochen werden. (Liberman 1957 Motorische Sprachtheorie).
Das Hauptziel der Wor(l)ding-Methode ist die Sensibilisierung von Kindern und Erwachsenen für die Klangvielfalt und sprachliche Variationen, der damit verbundene Abbau von Ängsten und Abneigungen gegenüber unbekannten Sprachen und Menschen, die jene sprechen, mit einer Bildungsauffassung, die sich in die Situation des Kindes und dessen Sprachkompetenz einzufühlen versucht. Im weiteren Sinne geht es auch um die mehrsprachige Erlebnisse und Erfahrungen, welche zum kreativen Umgang mit Sprachen und Ausdrucksformen befähigen und praktisch - theoretische Impulse zur Kreationen von attraktiven Repräsentationsformen für alle Sprachen liefern und somit die Vertrauensbrücken zu diversen Klangvarietäten ermöglichen.
Übungen:
semantic movement sessions mit artikulatorischer Phonetik syllables, Gedankenexperimente, geleitete Imagination, Bewegungssequenzen aus dem Tanzvokabular von Martha Graham wie beispielsweise spiral breathings", bewusstes Atmen und geleitete Imagination mit Begriffen aus innere Anatomie zur Anleitung imaginärer Vorgänge (nach Erich Franklin Methode
zur Verkörperung und Bildsprache)
Wor(l)ding - Methode - Sequenzen:
1) Imaging:
angeleitete Ideomotorik, beim Aussprechen des Wortes in diversen Sprachen,
2) Space-ing
(morphophonologische Wort - Darstellungen)
In diesem Act wird mit der Aussprache vom gleichen Begriff in mehreren Sprachen gearbeitet. Beispielsweise: Kiša (deutsch: Regen) mit Bewegungssequenzen in diversen Tempi
werden angeleitete assoziative "phonetische Bilder" mit Ganzkörperbewegungen, Isolationsbewegungen (ein Körperteil bewegt sich), Posen, Zeichnungen, dargestellt.
*Beim Wörter-Rap wird die Wortbedeutung durch dessen funktionelle, onomatopoetische oder andere Eigenschaften illustriert: „Klac-klac-klac-ka-li-ca“ (deutsch: Wippe; Aussprache: Klaz-klaz-klaz-ka-li-tza). Das in Silben zergliederte Wort wird mehrmals rhythmisch ausgesprochen und mit Wippen- artigen Bewegungen (mit beiden Armen oder mit Ganzkörperbewegungen), begleitet.
3) Doubbling
(Verdoppelungen /Wortintegration): Ein Wort aus einer anderen Sprache wird in diverse Sprüche, Lieder, Gedichte, oder Märchenerzählungen in die Arbeitssprache (Deutsch, Englisch, beliebig) integriert.
Ein illustratives Beispiel liefert das Lied, welches ich für Kinder im Elementarbereich kreiert habe: „Lišće, Lišće, Blätter, im Herbst beim Regenwetter, rot, gelb, grün, alle sind so schön!“ (Lišće, Deutsch: Blätter; Aussprache: li-sch-tsc-e)
In diesem Verdoppelungsbeispiel wurde das Fremdwort Lišće in das deutschsprachige Lied als Klang- und Geräuschkulisse eingegliedert. Das Spiel mit materiellen Formen der Sprache (Wörter, Klang) vollendet sich in der Vereinigung der Wörter die durch die Verdoppelung vom Laut und Sinn in das Beziehungsgeflecht
gebracht wurden und auf dieser Weise, eine mehrsprachige Landschaft bilden. Bei Wiederholungen, wurde das integrierte Wort spontan von allen Kindern mitgesungen, ohne dass sie nach dessen Bedeutung fragten. Solcher Sprechakt ohne „Vorwarnung“ seitens der Übungsleiter/in über die Besonderheit des Liedes durch das unbekannte Wort, veranlasst die Akteure dazu, sich auf dieses Ereignis spontan einzustellen und es geschehen zu lassen.
Die „Verschleierung“ der anderen Sprache welche mittels eines Wortes in ein deutsches Lied oder Text integriert wird, hat performativen Ansatz und eine reine Beziehungsabsicht
mit symbolische Wirkungsmacht: beim Singen wird eine nicht anwesende Sprache durch Verkennung (Ummanteln im Doppelklang) anerkannt – ihre Legitimität
wird durch eine "verträgliche Nähe"
erlangt.
Die phonologische Einheit, welche durch die Verdoppelung
(Gleichheit mit sich im Anderssein) gebildet wurde, verbindet beide Worte („Lišće“ und „Blätter“) und die "Sprachenwelten" in eine Klanglandschaft.
Die Herrschaftsverhältnisse
der Sprachen verändern sich dabei durch das in- Beziehung - treten
in einer souveräne, neutralisierende Distanz: das ‚Fremdwort’ wird dabei an erste Stelle und doppelt eingesetzt (angehoben), wodurch die Extremwerte des Wortes aus der Herrschaftssprache absinken. Lautmalerische Erlebnisse
sind am stärksten an die auditive Wahrnehmung gebunden. Aus diesem Grund sollte die Wörterauswahl situationsbezogen, mit entsprechender Stimmlage
und Material für die jew. Zielgruppe dargeboten werden.
SprachenWebs: Projekte zum Europäischen Tag der Sprachen (EDL) Multilingual Landscapes, Sprachkontakte und die Kreation von multilingualen Landschaften
Die Wor(l)ding – Methode eignet sich gut für alle Altersstufen und alle Sprachen.
"Wor(l)ding ist eine ausgezeichnete Methode um Menschen vertraut zu machen mit Fremdsprachen, und dann vor allem Sprachen, die nicht zu den Prestigesprachen gehören und deshalb als fremd oder sogar als bedrohend wahrgenommen werden. In interkulturellen Kommunikationsbereich ist noch kaum Aufmerksamkeit für diesen wichtigen Aspekt, nämlich die Fremdheit und Bedrohlichkeit mancher Sprachen, in der Kommunikation mit Menschen anderer Herkunft. Die Sprache ist immerhin das Instrument der Kommunikation: ohne Sprache keine Kommunikation. Die innovative Methode Wor(l)ding, die nicht auf das Erlernen einer Sprache gerichtet ist, sondern vor allem auf das Kreieren von Vertrauensbrücken durch spielerische Begegnungen mit unbekannten Klängen von Sprachen, trägt zu mehr Präsenz und Wertschätzung diverser Sprachen bei. Die Fremdsprache wird vertraut, sogar attraktiv und damit wird eine positive Grundlage für weitere Kommunikation geschaffen."
Dr. Edwin Hoffman, selbständiger Forscher und Berater zum Thema Interkulturelle Kommunikation. Externer Lehrbeauftragter u.a. an der Alpen Adria Universität Klagenfurt, 2015
Nach einem Gutachten von Expert/innen des Österreichischen Sprachenkompetenzzentrum in Graz (ÖSZ)
wurde die Wor(l)ding-Methode sowie das Gesprächsformat "Talk Session" Im Jahr 2014mit einer Urkunde ausgezeichnet und in das Innovationsnetzwerk "Spin" aufgenommen.
Theoretische Ansätze und die Übungen nach Lernmethode Wor(l)ding wurden seit 2006 in Seminaren und Workshops mit diversen Zielgruppen in Niederösterreich, Wien und international, vorgestellt. Die mehrsprachigen Sprach-und Kommunikationskompetenzen bei Kindern und bei Erwachsenen sollen mittels Wor(l)ding-Methode unterstützt und erweitert werden. Die Methode soll im Weiteren zur Reduktion und zur Prävention von Erscheinungen der Xenoglossophobia beitragen.
Bei Interesse für Wor(l)ding-Method-Workshops und Seminare,
melden Sie sich bitte hier an:
t.christelbauer@gmail.com