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Portfolio "Lass uns Regnen 20,24 _die Grüne Wende" Bibel-Pfad24

PORTFOLIO

Tanzmeditation am Pfad der Gleichnisse Bibel-Pfad24:

 "Lass uns regnen_die Grüne Wende 20,24"

Interview bei Radio Klassik Stephansdom

Team:

Konzept, Choreographische Komposition, Projektleitung: Tatjana Christelbauer MA

Tänzerinnen: Antonia Rybarczyk, Bettina Schäfer, Judita Kovarikova, Tatjana Christelbauer, Mag. Ursula Wagner


Musik: klasssich, ethno, digital:

 1. Klage, Gebet: “Dodola” bei Raina Spasoska

2. Beim Reigen: „Dodola" bei Vrelo

3. Stille: Regenkulisse. Vladislav Kim sound effects by Pixabay 

4. Interaktives Feder-Act: Pavane Op.50 (Fúre), Lesley Garett


Am Pfad der Gleichnisse ...


„Eine neue Sprache muss eine neue Gangart haben, und diese Gangart hat sie nur, wenn ein neuer Geist sie bewohnt.” (BACHMANN Ingeborg (1959)


„Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“

UNESCO Leitidee


Ein Versuch, bei diesjährige Tanzmeditation am Pfad der Gleichnisse, die Leitidee von der UNESCO: „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“, mit Ingeborg Bachmanns Idee der „neue Sprache“ als jene zu denken, die beides beinhaltet, die prophetische und die geistige, damit sie (die Sprache) friedlich im Geiste und in den Taten verknüpft werden. 

Die zentrale Rolle des menschlichen Geistes schafft diese Verbindung. 


In der Bibel wird zwischen der geistigen Sprache, die den Einzelnen erbaut, und der prophetischen Sprache, die die Gemeinschaft aufbaut, unterschieden. Wenn wir Bachmanns Idee der „neuen Sprache“ als Kombination dieser beiden Formen verstehen, dann umfasst diese Sprache sowohl die innere, spirituelle Dimension (geistige Sprache) als auch die Dimension des Dialogs und der Verständigung (prophetische Sprache). Die „neue Sprache“ wäre also eine Sprache des inneren Friedens (im Geiste) und der äußeren Verständigung (prophetisch), die nicht nur persönliche Erbauung, sondern auch gesellschaftliche Harmonie fördert.


Die Verbindung zwischen der UNESCO-Leitidee und Bachmanns neuer Sprache liegt in der Vorstellung, dass Sprache – wenn sie von einem Geist des Friedens durchdrungen ist – selbst zu einem Werkzeug für Frieden und Verständigung wird. Wie die prophetische Sprache in der Bibel, die zur Ermutigung und zum Trost beiträgt, kann eine neue, friedlich durchdrungene Sprache die Gesellschaft aufbauen und Kriege verhindern. Durch Sprache, die sowohl geistig als auch prophetisch ist, wird der Frieden nicht nur als Idee, sondern als gelebte Praxis in die Welt gebracht.


Wenn Bachmann fordert, dass die neue Sprache von einem neuen Geist „bewohnt“ wird, spricht sie indirekt davon, dass Sprache nicht neutral ist. Sprache kann Frieden oder Konflikt stiften. Wenn der Geist, der die Sprache bewohnt, ein friedlicher Geist ist, dann wird auch die Sprache zu einem friedlichen Werkzeug. In diesem Sinne passt Bachmanns Konzept perfekt zur UNESCO-Leitidee: Frieden muss im Geist beginnen, und dieser Geist muss durch die neue Sprache ausgedrückt werden, um Frieden nicht nur zu denken, sondern auch in Taten umzusetzen.


Zusammenfassend, die Bachmanns „neue Sprache“ wurde hier als jene Sprache gedacht, die die geistige und die prophetische Dimension verbindet und durch einen friedlichen Geist inspiriert wird. In dieser Sprache wird der Frieden sowohl innerlich (im Geist) als auch äußerlich (in den Taten) verankert, wie es die UNESCO-Leitidee fordert.


Tanzmeditation als Praxis eine neue Sprache

Das Zitat aus den Johannesakten (Apokryphen) über den Tanz Jesu und seiner Jünger zeigt, wie tief die Verbindung zwischen körperlichem Ausdruck (Tanz) und geistiger Erkenntnis sein kann. Der Tanz wird hier als liturgischer Akt gesehen, der das Verständnis vertieft und die Jünger in eine spirituelle Erfahrung eintauchen lässt: „Wer nicht tanzt, erkennt nicht, was sich begibt.“ Der Tanz wird zum Schlüssel, um tiefer in die Wahrheit und Weisheit des Lebens einzutauchen.

Ich verbinde dies mit der Vorstellung, dass der Tanz ebenso wie die Sprache ein Ausdruck des Geistes ist. Durch den Tanz (wie es in den Johannesakten und der Bibel beschrieben wird) erfahren wir eine harmonische Bewegung, die im Einklang mit der Schöpfung steht. Wie Hundertwassers Regentropfen ist der Tanz eine Form der Berührung zwischen Himmel und Erde – ein Kuss des Himmels, der uns ermöglicht, die Verbindung mit schöpferischen zu erfahren, als Teil der Schöpfung sich wahrzunehmen und diese Verbindung zu verstehen, indem die Erkenntnisse dazu bei Tanzmeditationen als gemeinschaftlichen Akten angeleitet werden.


Wolkengangart

Bachmann spricht von einer „neuen Sprache“, die sich durch eine „neue Gangart“ auszeichnet. Diese Gangart bezieht sich nicht nur auf eine neue Art der Bewegung im physischen Sinne, sondern symbolisiert eine neue Haltung, eine veränderte Art, wie wir uns durch die Welt bewegen – sowohl im Denken als auch im Handeln. Eine Sprache, die von einem neuen Geist erfüllt ist, muss von einer neuen, bewussten Lebensweise begleitet werden, die alte, destruktive Muster durchbricht. 

Dies könnte eine Sprache des Friedens, der Achtsamkeit und der Verantwortung sein.


Die grüne Wende im Geiste

Die grüne Wende, die wir auch als ökologisches und spirituelles Umdenken verstehen können, beginnt im Geiste.

Sie erfordert einen Bewusstseinswandel, der sich in der Art, wie wir die Welt wahrnehmen und in ihr handeln, widerspiegelt. Diese Wende fordert von uns nicht nur einen neuen Umgang mit der Natur, sondern auch eine neue Art des Miteinanders. Genau wie Bachmann von einer neuen Gangart in der Sprache spricht, so fordert die grüne Wende eine neue Gangart in unserem Handeln, die im Einklang mit der Natur und der Schöpfung steht.


Das Bild des Zusammenregnens symbolisiert eine kollektive, harmonische Bewegung die für das Zusammenwirken des Einzelnen und des Kollektivs steht.


Bleibe in Liebe
In Verbindung mit Bachmanns „neuer Sprache und Gangart“ könnte die grüne Wende im Geiste durch das Zusammenreihen, Tanzen und Atmen symbolisch als ein kollektiver Prozess verstanden werden, der uns in Harmonie miteinander und mit der Natur bringt.  Diese „neue Sprache“ wird getragen von einem Bewusstsein für die Umwelt, das in Liebe („Bleibe in Liebe“ – Marta Schörl) und Verantwortung zum Ausdruck kommt.


Ausdehnung, Feder-Akt

Aus sich heraus atmen ...

Der Feder-Akt kann als relationale Geste verstanden werden, bei der man sich aus dem eigenen Inneren hinaus in die Welt bewegt, zu den anderen Menschen hin. So wie die Feder vom Wind und Atem weitergetragen wird, so wird auch der Mensch in der Tanzmeditation durch die Bewegungen und die Rhythmen in eine Verbindung mit dem Nächsten bewegt.  .
Der Atem wird hier zum Medium der Friedensbotschaft.


Dodola: Slavische Mythologie

Das Volkslied  Dodola (bei Perija, und Kolo) bittet um Regen und die Tau als Segen von Gott. In landwirtschaftlichen Gesellschaften steht der Tau für die Erfrischung des Landes, für Fruchtbarkeit und die Versorgung durch die Natur, oft in Zeiten von Dürre und Trockenheit. Der Tau ist eine Antwort des Himmels auf die Bitten der Menschen um Fruchtbarkeit und Lebensunterhalt.

Das Ritual und das Lied „Dodole“ haben oft eine spirituelle und gemeinschaftliche Funktion, wobei Tänze und Lieder aufgeführt werden, um göttliche Segnungen zu erbitten. Der Tau wird hier zum Symbol für das Leben, das von oben herabkommt, in Form von göttlicher Gnade, um das Land und die Menschen zu nähren.

Die Tautropfen der Neue Sprache wurden bei Tanzmeditation mit Feder-Akt zum Ausdruck gebracht. Eine relationale Geste, die Verbindungen mittels Atembewegung schafft.


"Glück und Glanz verzaubern deinen Tanz"

Der kritische Punkt, wurde aus dem Text der Pavane von Antek Krönung aufgegriffen, die als eine Mahnung verstanden werden könnte, vorsichtig mit den Illusionen und Verlockungen des Lebens umzugehen. Der Text erinnert daran, dass der Tanz – hier als Metapher für das Leben selbst – oft von Täuschungen begleitet wird, die unsere Endlichkeit verschleiern und uns in einem Takt oder Rhythmus halten, der uns zunehmend von der Realität und Wahrheit entfremdet.

"Strich für Strich machst dir die Welt zu eigen"

Dieser Vers zeigt, wie der Mensch durch Täuschung oder Illusion versucht, sich die Welt untertan zu machen.

Im Gegensatz zur biblischen Aufforderung, in Harmonie mit der Schöpfung zu leben und in Liebe zu bleiben, beschreibt dieser Text eine selbstsüchtige Aneignung der Welt. Der Mensch entfernt sich dabei von der Demut, die in den biblischen Lehren und auch im Tanz der Traditionen so wichtig ist.


Tatjana Christelbauer

Wien, 27. September 2024

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